So meldet die Techniker Krankenkasse (TK) für 2020, dass die Anzahl von Krankschreibungen aufgrund von grippalen Infekten um rund zehn Prozent gegenüber 2018 abgenommen hat.
„Sowohl der generelle Rückgang der Krankmeldungen als auch die Abnahme von Erkältungskrankheiten lassen darauf schließen, dass die Abstands- und Hygieneregeln auch dafür sorgen, dass sich andere Infektionserreger nicht so schnell verbreiten wie vor der Pandemie", erklärte der Vorstandsvorsitzende der TK, Jens Baas.
Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zeigen ein ähnliches Bild. Seit der Corona-Krise seien deutlich weniger Arbeitnehmer aufgrund von Infektionskrankheiten im Job ausgefallen als zuvor, so die Krankenversicherung. Im Vergleich zum Vorjahr seien 2020 rund 19 Prozent weniger AU-Bescheinigungen wegen Erkrankungen der Atemwege wie Erkältungen, Nasennebenhöhlenentzündung und Bronchitis ausgestellt worden. Bei Influenza waren es 24 Prozent, bei Lungenentzündung (ohne SARS-CoV-2) sogar 41 Prozent. Als Grund nennt die KKH die Corona-Schutzmaßnahmen wie die Abstandsregelungen, das Tragen von Masken sowie häufiges Händewaschen. Auch Schul- und Kitaschließungen sowie Kurzarbeit, Homeoffice und die Kontaktbeschränkungen im Allgemeinen dürften die Übertragung von Erregern verhindert haben, heißt es in einer Pressemitteilung.
Für HNO- und Hausarztpraxen bedeutet dies ein geringeres Patientenaufkommen, denn sie sind die Hauptansprechpartner bei grippalen Infekten. Was bedeutet dies nun für die Zukunft? Sollten sich die verstärkten Hygienemaßnahmen auch nach der Corona-Pandemie durchsetzen, würde das allgemeine Ansteckungsrisiko sinken. Hierzu könnte auch die Krankschreibung per Telefon oder Videokonferenz beitragen, sofern nur leichte Symptome vorliegen. Für die HNO-Praxen hat der massive Rückgang von Infektbehandlungen bereits jetzt einen negativen wirtschaftlichen Effekt. Dieser wurde 2020 durch den Schutzschirm ausgeglichen. Für 2021 wird über den finanziellen Ausgleich noch verhandelt.
Perspektivisch muss sich das Fachgebiet dringend mit diesem Thema auseinandersetzen und andere Erkrankungen und Therapieformen in den Fokus rücken. Gelingt dies, würden Ärzte und Patienten gleichermaßen davon profitieren: Die Praxen wären in der Wintersaison weniger voll und die Ärzte hätten mehr Zeit für ihre Patienten. Allerdings ist es unbedingt nötig, das Honorarsystem auf den Prüfstand zu stellen. Bislang werden zeit- und apparateintensive Behandlungen in der Praxis nämlich schlecht honoriert.
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