Ausgabe 07/2022 ·

Diskriminierung in der medizinischen Ausbildung bekämpfen

Kleiner dunkelhäutiger Junge und weiße Ärztin begrüßen sich
Rassismus in Medizin und Gesundheitsversorgung erkennen und verhindern fizkes/Adobe Stock

Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Hautfarbe oder Geschlecht ist auch in der medizinischen Ausbildung keine Seltenheit. Gleich zwei Initiativen wollen nun darüber aufklären und Beteiligte sensibilisieren.

Zum einen fordert die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), bereits im Studium mehr Kom­pe­tenzen zu vermitteln, um Rassismus in Medizin und Gesundheitsversorgung zu erkennen und zu verhindern. Die Studierenden kritisieren, dass dieses Thema im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin 2.0 (NKLM) nur unzureichend vorkommt. Mit Inkrafttreten der neuen Approbationsordnung 2025 soll der NKLM bundesweit die Inhalte des Kerncurriculums des Medizinstudiums definieren. 

Lernziele konkretisieren

Der bisherige Entwurf des NKLM 2.0 sieht vor, dass Medizinstudierenden vermittelt werden soll, rassistische Diskriminierung zu erkennen und zu beseitigen. Die Analyse des Katalogs habe jedoch gezeigt, „dass der Lernzielkatalog selbst durch sprachliche und begriffliche Ungenauigkeit diskriminierende Tendenzen in der Lehre verstärken könnte und wichtige rassismuskritische Kompetenzen und Inhalte an den entsprechenden Stellen im NKLM noch nicht berücksichtigt werden“, so die bvmd. Sie schlägt deshalb die Berücksichtigung von Rassismuskritik im NKLM in neun Themenbereichen vor. Dazu gehören u.a. die Reflexion in der Schmerzbehandlung, dermatologisches Wissen zu dunklen Hauttypen und die Reflexion der eigenen Machtposition. Die komplette Analyse steht hier zum Download bereit.

Diskriminierung sichtbar machen

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt das Projekt DETECT – gegen SEXISTISCHE und  RASSISTISCHE DISKRIMINIERUNG in der medizinischen Ausbildung“. Esverfolgt zum einen das Ziel, Diskriminierung im medizinischen Alltag sichtbar zu machen und Betroffenen eine Stimme zu geben. Darüber hinaus geht es darum, sich wissenschaftlich mit der Thematik auseinanderzusetzen und Lösungsstrategien für die Praxis zu vermitteln. Das Projekt ist am Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Freiburg angesiedelt.

Konkret wurde die öffentliche und anonyme Meldeplattform „DETECT“ konzipiert. „Sie dokumentiert alltäglich stattfindende sexistische und rassistische Diskriminierung im Klinikalltag, ohne dabei die Täter*innen bloßzustellen“ so die Initiatoren. Alle Menschen, die im medizinischen Bereich ausgebildet werden oder dort arbeiten, haben die Möglichkeit, auf der Plattform anonym über ihre Erfahrungen zu berichten. Zudem werden im Rahmen des Projekts Seminare für Medizinstudierende und Dozierende angeboten, die zur Sensibilisierung gegenüber Diskriminierung und zur Stärkung der Zivilcourage beitragen sollen.

Auf der Webseite ist eine Auswahl der bisherigen Einsendungen einsehbar. Darin werden Erfahrungen geschildert, die individuell als verletzend oder übergriffig wahrgenommen werden. Weitere Informationen zu DETECT finden sie hier

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Der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. vertritt die ideellen und wirtschaftlichen Interessen der HNO-Ärztinnen und -Ärzte in Praxis und Klinik. Zu seinen Tätigkeitsschwerpunkten zählen die fachliche Beratung von ärztlichen Organisationen, wie Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen sowie von Politik und anderen öffentlichen Einrichtungen. Der Verband unterstützt seine Mitglieder bei allen beruflichen Belangen und fördert mit der Organisation eigener Fortbildungsveranstaltungen den Wissenserwerb seiner Mitglieder.

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