Ausgabe 03/2017 ·

"Ich, ich, ich!" – Gerangel am OP-Plan

Hände mit Handschuhen greifen nach OP-Besteck
Wer darf operieren? Weiterzubildende kommen oft nicht auf die geforderten OP-Zahlen. picsfive/Fotolia

Das Operieren zählt zu den spannendsten Teilen der Weiterbildung. Doch oftmals ist es nicht leicht, auf die geforderten OP-Zahlen zu kommen. Das Problem: Zu hohe Richtzahlen und zu viele Anwärter auf zu erlernende Operationen. Wer nicht aufpasst und sich nicht am OP-Plan durchsetzen kann, sieht sich in der konservativen Abteilung wieder. Besonders gefährdet: Assistentinnen nach der Elternzeit.

Beim Gerangel am OP-Plan zeigt sich eins der größten Probleme der derzeitigen Weiterbildungsordnung. Die Richtzahlen für die geforderten Eingriffe sind an vielen Stellen höher als eigentlich für den Wissenserwerb benötigt. Die Zahl der interessierten Weiterzubildenden in einem auch operativ ausgerichteten Fachgebiet, wie der HNO-Heilkunde, ist hoch. Der Engpass hat zur Folge, dass Weiterzubildende mitunter darum kämpfen müssen, beim OP-Plan berücksichtigt zu werden.

Frauen mit Kindern zuletzt

Das Nachsehen haben oft Frauen, die aus der Elternzeit zurückgekehrt sind. Trotz hundertprozentiger Einsatzbereitschaft werden sie bei der Einteilung für die Operationen schlichtweg übergangen. Viele Betroffene trauen sich nicht zu protestieren und schieben ihren Dienst stattdessen in der Ambulanz.

Die fehlenden OP-Zahlen fallen am Ende der Weiterbildungszeit oft nicht auf. Das Problem liegt in der gängigen Dokumentation im Logbuch: Nicht in allen Bundesländern ist es Pflicht. Oft werden die geforderten Eingriffe erst am Ende der Weiterbildungszeit für den gesamten Zeitraum abgezeichnet. Diese weit verbreitete Praxis stellt kaum ein Weiterzubildender in Frage. Zu groß ist vermeintlich die Gefahr, sich verdächtig zu machen: Bleibt er womöglich nicht bis zum Schluss und plant einen Wechsel?

E-Logbuch verspricht Besserung

Mit der Novellierung der Weiterbildungsordnung, die voraussichtlich im nächsten Jahr verabschiedet wird, könnte das Problem gelöst werden. Dann statt nur auf die Richtzahlen zu schauen, soll künftig der Kompetenzerwerb der Weiterzubildenden überprüft werden. Mit dem neuen elektronischen Logbuch soll der Weiterbildungsfortschritt in Echtzeit sowie bundesweit einheitlich dokumentiert werden. Ein Wechsel der Klinik oder der weiterbildenden Praxis soll damit leichter werden.

Ob das Problem der fehlenden OP-Plätze mit der Reform der Weiterbildungsordnung gleichermaßen gelöst werden kann, muss abgewartet werden. Wer sich bis dahin bei der Einteilung für Operationen benachteiligt fühlt, sollte offensiv das Gespräch mit seinem Weiterbilder suchen. Auch wenn es derzeit nicht überall konsequent umgesetzt wird, ist es schon heute Aufgabe der Weiterbilder, den erreichten Lernerfolg gemeinsam zu besprechen. Grundsätzlich gilt hier: Nur wer auf seine Rechte pocht, wird am Ende erfolgreich sein.

Schreiben Sie uns!

Welche Erfahrungen haben Sie während Ihrer Weiterbildung bisher gemacht? Wie wird der OP-Plan in Ihrer Klinik aufgestellt? Kommen alle Weiterzubildenden gleichberechtigt zum Zug? Schreiben Sie uns eine Mail an presse@  avoid-unrequested-mailshno-aerzte.de und schildern Sie uns Ihre Erfahrungen! Alle Berichte werden selbstverständlich vertraulich behandelt.

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Autorin

Julia Bathelt

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Der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.

Der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. vertritt die ideellen und wirtschaftlichen Interessen der HNO-Ärztinnen und -Ärzte in Praxis und Klinik. Zu seinen Tätigkeitsschwerpunkten zählen die fachliche Beratung von ärztlichen Organisationen, wie Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen sowie von Politik und anderen öffentlichen Einrichtungen. Der Verband unterstützt seine Mitglieder bei allen beruflichen Belangen und fördert mit der Organisation eigener Fortbildungsveranstaltungen den Wissenserwerb seiner Mitglieder.

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