Ausgabe 03/2022 ·

Ist Tinnitus doch messbar?

Eine Frau macht einen Hörtest und trägt Kopfhörer.
Die objektive Messbarkeit von Ohrgeräuschen ist für die Patienten ein Gewinn. Kzenon/Adobe Stock

Tinnitus ist ein häufiger Grund, aus dem Patienten in die HNO-Arztpraxis kommen. Doch die Diagnostik ist aufgrund der Heterogenität und der fehlenden Messbarkeit der Ohrgeräusche bislang schwierig. Schwedische Forscher haben nun einen neuen Ansatz entwickelt, der das Leiden objektivierbar machen soll.

Das Team vom Karolinska-Institut nutzte die Daten von über 400 Probanden mit unterschiedlichen Tinnitus-Ausprägungen (selten, häufig, chronisch) sowie Personen ohne Tinnitus als Vergleichsgruppe. Erstmals untersuchten die Wissenschaftler dabei das Auftreten von Tinnitus für jedes Ohr separat.

Chronischer Tinnitus nachweisbar

Zur Anwendung kam die Hirnstamm-Audiometrie („Auditory Brainstem Response“ – kurz: ABR). Dabei konnten ausschließlich bei den chronisch Erkrankten verzögerte Hirnstammpotenziale der Colliculi inferiores gemessen werden. Die anderen Probanden zeigten keine signifikante Reaktion.  

Die Forscher glauben, dass die ABR-Methode eine ausreichende Sensitivität aufweist, um als diagnostisches Instrument verwendet zu werden, da sie die neuronale Veränderung des Hirnstamms bei Personen mit permanentem Tinnitus misst. In Zukunft könnte sie sogar zu einem Biomarker werden.

Endlich eine objektive Messmöglichkeit

Das Team aus Schweden ist sich bewusst, dass die aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse durch weitere Forschung vertieft werden müssen. Für Patienten sind die Erkenntnisse bereits jetzt ein Gewinn, da endlich eine objektive Messmöglichkeit besteht, mit der relativ präzise dargestellt werden kann, ob ein chronisches oder temporäres Ohrgeräusch besteht. Zudem können andere Nervenbahnen im Gehirn und der Hörnerv als ursächliche Regionen ausgeschlossen werden. Dies ist für weitere Therapieansätze ein wesentlicher Punkt. Überdies besteht die begründete Hoffnung, dass sich mit der nachgewiesenen Messbarkeit auch bessere Therapiemethoden entwickeln lassen.

Die Studie steht hier zum Download bereit. 

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