Durchgeführt wird diese vom Eisenberg Family Depression Center an der Universität von Michigan in Ann Arbor. Seit 2009 werden Ärztinnen und Ärzte im ersten Jahr ihrer Tätigkeit um eine regelmäßige Einschätzung ihres emotionalen Zustands gebeten. Sie erhalten dafür eine Smartphone-App, in der sie unter anderem den Fragebogen PHQ-9 ausfüllen, der auch in Deutschland als Screeningtest für Depressionen anerkannt ist. Bislang wurden die Angaben von über 17.000 Nachwuchsmedizinern ausgewertet, die zwischen 2009 und 2020 an der Studie teilgenommen hatten.
Durchschnittlich 65 bis 80 Wochenstunden
Die Untersuchung zeigt, dass die Ärztinnen und Ärzte vor ihrem Berufseinstieg psychisch gesund waren. Dies änderte sich allerdings im ersten Berufsjahr und zwar in linearer Abhängigkeit von der Arbeitszeit. Der PHQ-9-Fragebogen bewertet die Antworten nach Punkten und teilt diese in vier Kategorien auf (milde, moderate, mittelschwere und schwere Depressivität). Die jungen Mediziner, die im Schnitt 65 bis 80 Wochenstunden arbeiteten, wären demnach mehrheitlich im ersten Berufsjahr von einer Depression bedroht.
Auch der Präsident des Weltärztebundes, Osahon Enabulele, hatte unlängst vor einer Überlastung von jungen Ärzten gewarnt. Dies hätte ein zunehmendes „körperliches und geistiges Ausbrennen“ zur Folge. Auf der internationalen Konferenz des „Junior Doctors Network“ in Kuala Lumpur sagte er, dass die meisten Ärzte in der Ausbildung desillusioniert seien und einige den Arztberuf sogar aufgäben oder nach alternativen Karrierewegen suchten – zum Nachteil der Gesundheitsversorgung. Seine Stellungnahme finden Sie hier.