Die gute Nachricht zuerst: Haftungsrechtlich sind Ärztinnen und Ärzte, die Notfälle im Flugzeug behandeln, aus dem Schneider. Bei allen rechtlichen Fragen an Bord gelten die Gesetze des Landes, in dem das Flugzeug registriert ist. In US-amerikanischen Flugzeugen schützt das „Good Samaritan Law“ vor Klagen. Voraussetzung ist, dass der Arzt die Leistung unentgeltlich erbringt. Bei allen europäischen Fluglinien ist man während der Behandlung an Bord über die Airline mitversichert. Während nach deutschem und kontinentaleuropäischem Recht eine Pflicht zur Hilfeleistung besteht, ist diese im angelsächsischen Recht so nicht vorgesehen.
Die meisten Notfälle sind unkritisch
Nach Angaben der Lufthansa kommt es weltweit durchschnittlich alle zwölf Minuten zu einem medizinischen Notfall an Bord. Ein Grund ist das immer höhere Alter der Passagiere, mit dem auch die Zahl der vorerkrankten Reisenden zunimmt. Reisestress, verminderter Umgebungsdruck, Lufttrockenheit, Zeitverschiebung und eingeschränkte Platzverhältnisse tun ihr Übriges. Glücklicherweise ist die überwiegende Zahl der medizinischen Notfälle eher harmlos. Am häufigsten treten Herz-Kreislauf-Beschwerden sowie neurologische, gastrointestinale und respiratorische Störungen auf. Wichtig für Ärzte ist, sich vor Beginn der Behandlung bei den Flugbegleitern vorzustellen und das Einverständnis des Patienten einzuholen. Eventuell ist es zudem nötig, einen Dolmetscher hinzuzuziehen.
Auch wenn die meisten Notfälle gut händelbar sind, ist die Situation an Bord herausfordernd: Die Ersthelfer müssen mit beengten Raumverhältnissen, einem erschwerten räumlichen Zugang zum Patienten, der mangelnden Abschirmung von anderen Mitreisenden, beschränkten technischen und therapeutischen Möglichkeiten sowie gegebenenfalls Sprachproblemen zurechtkommen. In manchen Fällen ist es ratsam, die Behandlung in der Bordküche durchzuführen, um mehr Platz und Ruhe zu haben. Unterstützt werden Ärztinnen und Ärzte vom Kabinenpersonal, das regelmäßig in Erster Hilfe geschult wird.
Gute Notfallausstattung an Bord
In der Regel gibt es an Bord eine relativ umfangreiche Notfallausstattung, die jedoch von Airline zu Airline variieren kann. Meistens sind ein automatischer externer Defibrillator, ein Notarztkoffer (Doctor’s kit) und mehrere Erste-Hilfe-Koffer (First Aid Kit) an Bord. Außerdem gibt es ein breites Spektrum an Medikamenten.
Einige Fluglinien nutzen ergänzend ärztlich besetzte Callcenter am Boden. Diese helfen Flugbegleitern oder Ärzten bei der Notfallversorgung in der Luft. Sie beraten auch gemeinsam mit der Crew und den Piloten, ob eine außerplanmäßige Landung notwendig ist. Laut Lufthansa finden solche Zwischenlandungen aber nur äußerst selten statt. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei eins zu einer Million Passagiere.