Das Gesundheitswesen ist für rund fünf Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Dass hier deutlich Luft nach unten ist, hat auch der Deutsche Ärztetag erkannt und in diesem Jahr etliche Beschlüsse zum Klimaschutz verabschiedet (TOP Va). So sprachen sich die Delegierten dafür aus, eine klimafreundliche Versorgung im GKV-System zu ermöglichen. Dazu müssten die sozialgesetzlichen Regelungen so angepasst werden, dass Untersuchungs-, Behandlungs- und Verordnungsmaßnahmen, die den Klimaschutz angemessen berücksichtigen, nicht durch das Wirtschaftlichkeitsgebot behindert werden.
Hitzeschutzpläne und Müllreduktion
Mit einem sektorenübergreifenden Bundesfonds „Klimagerechtes Gesundheitswesen“ sollen Krankenhäuser, MVZ, Arztpraxen und andere Leistungserbringer in die Lage versetzt werden, Investitionen in eine klimafreundliche baulich-technische Ausstattung zu tätigen. Ferner hat sich der Deutsche Ärztetag das Thema Hitzeschutz auf die Fahnen geschrieben. So sollen konkrete, praxistaugliche Hitzeschutzpläne auf allen Ebenen entwickelt und verwirklicht werden. Ein Hitzeaktionstag am 14. Juni – initiiert von Bundesärztekammer und Landesärztekammern – soll die Dringlichkeit des Themas unterstreichen.
Darüber hinaus wurden die Verantwortlichen im Gesundheitswesen dazu aufgerufen, ihre Anstrengungen zur Müllreduktion zu intensivieren. Eine Idee des Ärztetages besteht darin, Regelungen und gesetzliche Vorgaben zu schaffen, die die Verblisterung von Medikamenten durch die Hersteller da abschaffen, wo es möglich ist.
Gütesiegel „Nachhaltige Praxis“
Neben dem Deutschen Ärztetag hat sich auch die Techniker Krankenkasse (TK) mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt und gemeinsam mit dem aQua-Institut das Qualitätssiegel „Nachhaltige Praxis – Klima. Umwelt. Mensch.“ entwickelt. Ausgezeichnet werden Praxen, die ihre Abläufe und Prozesse grundlegend nachhaltig gestalten. Dies bezieht sich nicht nur auf ressourcenschonende Aspekte wie Mülltrennung und Papierverbrauch, sondern auch auf ein gesundes Arbeitsumfeld für die Beschäftigten. Die Integration ökologischer und sozialer Standards in den Praxisalltag wird von der Stiftung Praxissiegel e. V. unabhängig geprüft.
Eine weitere Voraussetzung für die Vergabe des Siegels ist die Teilnahme an Online-Kursen. Hierfür wurden wissenschaftlich fundierte Informationsmaterialien, Videos und Checklisten rund um das Thema Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen zusammengetragen und stetig erweitert. Der Fokus liegt dabei auf Arztpraxen.
Klimabilanzen einfach berechnen
Ein weiteres neues Projekt ist ein Tool zur Berechnung von Klimabilanzen für Gesundheitseinrichtungen, das vom Öko-Institut und der Uniklinik Freiburg entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um eine Tabellenkalkulation, mit der Gesundheitseinrichtungen ihre CO²-Bilanz exakt berechnen und auf dieser Basis gezielte Maßnahmen zur Minderung dieser Emissionen ergreifen können. Das Werkzeug ist frei verfügbar und anwendbar.
Berücksichtigt werden direkte und indirekte Treibhausgasemissionen. So können Produktion, Verpackung und Transport von Hygiene- und Reinigungsmitteln, medizinischem Verbrauchsmaterial und Arzneimitteln ebenso berechnet werden wie die Mobilität von Patienten. Das Tool ist für Gesundheitseinrichtungen aller Art geeignet.