Den Forschern standen mehr als 82.000 Teilnehmer aus der UK Biobank zur Verfügung, die durchschnittlich 62 Jahre alt waren. Die Probanden nahmen an einem sogenannten Speech-in-Noise (SiN)-Test teil, bei dem das Sprachverständnis in einer Umgebung mit verschieden lauten Hintergrundgeräuschen gemessen wird. In diesem Fall wurden ihnen Zahlen vorgelesen und mit Störgeräuschen unterlegt.
Demenzrisiko verdoppelt
Die meisten Teilnehmer (67.645) erzielten ein normales Ergebnis. Bei rund 11.000 von ihnen war das Sprachverständnis bei Hintergrundgeräuschen eingeschränkt und bei 3.065 unzureichend. Die Forscher beobachteten die Probanden elf Jahre lang und stellten fest, dass in diesem Zeitraum in der letzten Gruppe 103 Personen an einer Demenz erkrankten und damit fast doppelt so viele wie in der Gruppe mit normalem Hörvermögen. Die Studie deutet also darauf hin, dass SiN-Hörstörungen das Demenzrisiko erhöhen. Allerdings lässt sich ein kausaler Zusammenhang in der Studien nicht sicher beweisen, da es ebenso möglich wäre, dass Hörstörungen ein frühes Symptom einer Demenz sind.
Die Forscher können ausschließen, dass die Demenz durch soziale Isolierung oder eine Depressionen statt durch die Hörstörung ausgelöst wurde. Damit bleibt die Frage offen, auf welche Weise die Hörstörung zu Demenz führt.
Das Forscherteam kann die Schutzwirkung von Hörgeräten zeigen, da diejenigen Teilnehmer mit Hörstörungen, die Hörgeräte trugen, seltener dement wurden. Wissenschaftlich beweisen lässt sich diese Beobachtung jedoch nicht, da hierfür eine randomisierte kontrollierte Studie nötig wäre, bei der einigen Probanden das Tragen von Hörgeräten verwehrt werden müsste.
Die Studie kann hier eingesehen werden:
https://alz-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/alz.12416